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Wie Liebe & Begehren, Respekt & Verliebtheit in einer Liebesbeziehung zusammenwirken

Wie Liebe & Begehren, Respekt & Verliebtheit in einer Liebesbeziehung zusammenwirken Oder: Der Archetypus des Königs als Versteck für Patriarch, Lover und männliche Wertlosigkeit

Es fiel mir nie schwer, ein „guter Mann“ zu sein. Wohlerzogen, gebildet, höflich, verlässlich, souverän und mit einer gewissen Führungskraft. Respektvoll und zuvorkommend Frauen gegenüber; stets bedeutend mehr an ihren Gedanken und Meinungen interessiert als sie jemals auf ihre körperlichen Vorzüge zu reduzieren. Ein loyaler, ehrlicher Freund mit anderen Männern, der durchaus auch unangenehme Wahrheiten deutlich beim Namen nennen kann. Mein Vater war mir durchaus ein gutes Vorbild für diese Eigenschaften. Er war ein kraftvoller und sanfter Mann zugleich. Ich habe ihn bewundert und seine Art von Männlichkeit in mich aufgesogen. Ohne darüber früher je bewusst nachgedacht zu haben, gab es ein klares Selbstverständnis in mir, dass ich diese Art von Männlichkeit als Erwachsener auch verkörpern würde. Ich war tief betroffen, als ich in meinem Prozess der letzten Jahre feststellen musste, dass ich dieses Selbstverständnis eines „guten Mannes“ u.a. dazu benutzt habe, sowohl meine unbewusste Verachtung Frauen gegenüber als auch meine eigenen tiefergelegenen männlichen Ängste zu verstecken.

Ich habe in letzter Zeit viel darüber sinniert, wie Liebe, Verliebheit, Begehren, Respekt und Seelenverbindung in einer Liebesbeziehung zusammenfließen und ineinanderwirken. Dieser Beitrag hier stellt eine Mischung aus Selbsterfahrung und Erkenntnissen aus meiner eigenen Innenschau zu diesen Themen dar. Ich würde mich freuen, wenn er andere Männer auf ihrer inneren Reise inspiriert bzw. sie sich darin auf die eine oder andere Weise wiederfinden können und ich würde mich ebenso freuen, wenn er Frauen berührt.

Ich war bis vor wenigen Jahren mit einer Frau verheiratet, die ich meinte, zu lieben. Was ich aber eigentlich für sie fühlte, waren eine Seelenverbindung, eine Geschwisterschaft im Geiste, Respekt, Freundschaft und Loyalität. Das Wort „Liebe“ fiel zwischen uns kaum, aber wir hielten es für selbstverständlich, dass wir einander liebten und deshalb zusammen waren. Wir teilten gleiche Werte und Ansichten. Wir konnten uns großartig austauschen und intellektuell gegenseitig beflügeln. Ich hielt mich für sehr modern und geradezu feministisch, dass ich das am allermeisten an und mit meiner damaligen Partnerin schätzte. Ich habe mich darin versteckt. Ich habe mich nie so tief von ihr berühren lassen, dass ich wirklich Liebe fühlte. Oder noch treffender formuliert: Als ich mich endlich tief genug von ihr und unserer Verbindung berühren ließ, habe ich registriert, dass das, was ich zuvor für Liebe gehalten hatte, Respekt und Freundschaft waren und ich sie nicht liebe. Zumindest nicht im romantischen Sinne. Aber auch ganz grundlegend, so musste ich mit schmerzlichem Erschrecken feststellen, hatte ich bis vor wenigen Wochen wirklich keinen tieferen Geschmack und Eindruck davon, was Liebe eigentlich ist und wie sie sich anfühlt. Ich kannte bislang nur Freundschaft, Respekt und tiefe Sympathie. Es war ein trauriges Erwachen für mich, festzustellen, dass ich diese Elemente jahrelang für Liebe gehalten habe. Es hat mich sehr betroffen gemacht, weil ich meine Ex-Partnerin als Person und Frau wirklich sehr schätze. Nach wie vor. Ganz sicher wollte ich sie nie verletzen. Aber ich wollte mich auch nicht länger hinter ihr und unserer Beziehung verstecken. Mein Begehren zum Beispiel: Wann immer mir in all den Jahren dieser Liebesbeziehung eine andere Frau Avancen gemacht hat, war meine Ex-Partnerin bzw. meine Loyalität und Treue ihr gegenüber mein Versteck davor, mich auf ungezügelte Leidenschaft einzulassen. Ich habe ein Konzept von Monogamie und mein Selbstverständnis davon, Frauen niemals primär physisch oder gar primär sexuell wahrzunehmen, geschweige denn sie darauf zu reduzieren, dazu missbraucht, mich prinzipiell nicht von einer Frau tiefer erotisch berühren und ergreifen zu lassen. Es ging sogar so weit, dass ich Frauen, von denen ich fühlen konnte, dass sie mich begehrten, für ihre "niederen Triebe" und ihre "Obszönität" verachtete. Dann schätzte ich mich immens glücklich, eine gebildete, tiefsinnige, „anständige“, „gesittete“ Partnerin zu haben. Ich habe meine Ex-Frau dafür benutzt, andere Frauen zu beschämen; habe sie wie ein Abwehrschild vor mich gehalten, um unterm Strich zu verdeutlichen: „Ich bin nicht zu haben.“ Ich habe Frauen, die mich begehrten, subtil, aber nachhaltig zurückgewiesen oder zumindest auf Abstand gehalten (und von diesem Abstand aus durften sie mich auch gerne weiter begehren...). Ich war stets beherrscht und gezügelt, nie anfällig für Flirtereien oder Verführung. Ich konnte geradezu riechen, dass mich genau das für Frauen anziehend machte. Ich war sicher für sie. Vielleicht ja gerade, weil ich nicht zu haben war. Ich habe mich ihnen verweigert. Ihnen und mir selber auch.

Ich weiß heute, nach mehreren Jahren Prozess, dass in dieser Dynamik ein mir früher vollkommen unbewusster Hass meiner Mutter gegenüber eine bedeutende Rolle spielte. Dabei habe ich meine Mutter immer tief respektiert und war ihr wirklich dankbar. Sie hat mich stets unterstützt. Auch in meiner Männlichkeit und Größe. Aber nie in meiner Sexyness. Und das ist ein enorm wichtiger Unterschied! Aus diesem Unterschied heraus entstand meine subtile Rache an Frauen: Ich habe Frauen subtil energetisch „Hotness“ versprochen; erotischen Hunger in ihnen erweckt und sie dann ziemlich gezielt damit auflaufen und verhungern lassen. Tief verborgen in meiner Seele habe ich schließlich den Grund für dieses Muster entdeckt: Ich verachtete und verabscheute mich selber dafür, intensiv sexuell zu wollen! Ich verachtete mich dafür, mich erotisch bedürftig zu fühlen und mir mit heftiger Dringlichkeit Intensität, weibliche Hingabe und Leidenschaft zu wünschen. Aus dieser Selbstverachtung heraus hielt ich mir Frauen erotisch vom Leib und erzeugte in ihnen, was ich mir selber verbot, um es dann in ihnen verachten zu können.


Mit Trauer und Erschrecken musste ich zudem feststellen, dass ich in meine Ex-Frau nie verliebt war. Auch in keine Frau vor ihr. Ich hielt gegenseitiges tiefes Interesse aneinander und gemeinsame, geteilte Begeisterung für etwas für Verliebtheit. Jene pure, tief-emotionale Begeisterung für jemanden; einen Menschen/eine Frau in dein Herz zu lassen, damit sie dich dort wirklich ergreifen kann; fluten; jede Zelle von dir durchströmen; dich innerlich mit Bedeutung vereinnahmen [...] Das kannte ich bis vor kurzem überhaupt nicht. Oh, ich kannte es im professionellen/beruflichen Bereich. Ich konnte von Projekten und Kreativität, von KollegInnen und gemeinsamen Ideen umfassend begeistert sein; das ist Verliebtheit gar nicht so unähnlich. Es hat auch dieses schwärmerische Element, das dich völlig durchströmt und dich lebendig fühlen lässt. Aber ich habe es ausgelagert in diese professionelle Domäne und es in meiner intimen Liebesbeziehung vermieden. Ich bin seit kurzer Zeit neu liiert und in der Begegnung mit dieser Frau erlebe ich etwas Neues für mich: Ich erfahre, wie ich mich tiefer einlasse als in intellektuellem Interesse; tiefer als in Respekt; tiefer als in bloßer Neugierde auf sie und ihr Leben und ihre Gedanken. Ich habe es gewagt, mich von ihr berühren zu lassen. Erotisch berühren zu lassen. Ich habe es riskiert, sie mehr zu wollen und zu begehren als sie zu respektieren. Das soll in keinster Weise bedeuten, dass ich sie nicht respektiere: Es soll vielmehr deutlich machen, dass auch Respekt als ein Versteck in mir fungierte. Ein Versteck davor, mit einer Frau etwas Rohes zu teilen. Meine Leidenschaft pur und ohne Kontrolle in unsere Beziehung zu bringen und mich nicht hinter feministischen Ansprüchen an mich als Liebhaber zu verstecken. Ich war wirklich verstört, zu bemerken, wie befangen und steril mich dieser Anspruch tatsächlich als Liebhaber gemacht hat. Auch das war letztendlich eine Verweigerung. Ich habe meiner Ex-Frau meine ungezügelte sexuelle Leidenschaft, meine animalisch-männlichen Seiten vorenthalten und sie mit etwas abgespeißt, das rücksichtsvoll, zärtlich und einfühlsam aussah, aber mich ihr nicht wirklich gezeigt hat. Erst seit ich mich tiefer auf diese ungehemmte Leidenschaft einlasse, fühle ich, wie viel Angst es mir macht, mich derart zu öffnen und hinzugeben. Wie sehr es sich so anfühlt, als würde ich mich emotional und erotisch ausliefern.

Meine aktuelle Wahrheit als Mann ist, dass sich wahrhaftige, anhaltende Verliebheit (also keine flüchtige Schwärmei, sondern jene Version, in der mann sich wirklich auf frau einlässt und sich täglich mehr und tiefer verliebt) nur entwickeln und frei entfalten kann, wenn ein Mann wagt, Liebe und Begehren zusammenfließen zu lassen. Ich kenne Männer, die -im Gegensatz zu mir- zumindest zeitlebens fähig waren, entweder stark zu begehren und sexuell intensiv zu wollen oder tief zu lieben. Doch weder das eine noch das andere schien dazu geführt zu haben, dass sie in ihren Beziehungen (falls sie nicht eher Affären hatten), diese wahrhaftige, anhaltende Verliebtheit gefühlt haben. Entweder die Begegnungen waren flüchtig und stark erotisch aufgeladen und mann hielt dieses Feuer für Verliebtheit (mit häufig wechselnden und letztendlich beliebig austauschbaren Partnerinnen) oder die Beziehungen waren beständig, verbindlich und auch innig auf der Herzensebene, aber mann hat sich erotisch nicht tiefer ergriffen gefühlt. Bei einigen schwulen Freunden kann ich ganz deutlich sehen, wie sie sich einerseits lieben und andererseits stark begehren, aber beide Komponenten trotzdem nie gleichzeitig erlebt und bewohnt werden. Das ist für mich sehr erhellend.

Nur wenn mann diese irre Verletzlichkeit wagt, frau zuerst hemmungslos und tief zu begehren, sie wirklich heftig zu wollen, sie animalisch besitzen und verschlingen wollen, obsessiv darin ist, sie berühren und mit ihr schlafen zu wollen, nicht aufhören zu können, sie zu betrachten und zu küssen, nicht genug davon bekommen, sie in Ekstase zu versetzen, einen unersättlichen Hunger nach ihr verspürt und bewohnt […] und es dann auf dieser erotischen Basis zulässt, sie nicht lediglich zu respektieren, sondern zu lieben; das Herz wirklich für sie zu öffnen, sich emotional von ihr abhängig zu fühlen, weil du genau sie willst; das Gefühl zu haben, sie zu brauchen, sie anflehen zu wollen, dich nie mehr zu verlassen […], kann wahrliche, verweilende Verliebtheit entstehen. Ein beständiges Entzücken, eine anhaltende und sich mit jeder Begegnung vertiefende Begeisterung, eine wilde Neugierde auf immer „mehr“ und „tiefer“ mit ihr, mit ihr... immer wieder neu: mit ihr!


In Sachen Respekt fällt mir gerade in der Beobachtung von Paaren in der spirituellen Landschaft der Selbstentdeckung (welche für mich noch recht neu ist) auf, dass es hier eine Tendenz zu geben scheint, mitunter sehr heftig und respektlos miteinander umzugehen. Ich war anfangs richtig entsetzt darüber, wie sehr sich Partner mitunter voreinander „ausziehen“, sich gegenseitig regelrecht demütigen und beschimpfen, unter die Gürtellinie zielen und schier keine Grenzen miteinander zu kennen scheinen. Das sind Wortgefechte und „TruthTellings“, die ich meiner früheren Partnerin und mir niemals miteinander erlaubt hätte. Ich hätte es mir höflich, respektvoll und nachhaltig verbeten, dass sie so mit mir redet oder mich derlei angreift oder hinterfragt. Ich war immer offen für konstruktive Kritik und auch für unangenehme Wahrheiten, aber in jenen Streitereien, derer ich Zeuge wurde, war eine Nacktheit und Distanzlosigkeit zwischen den Partnern für mich spürbar, die ich früher niemals gestattet hätte. Mittlerweile hat sich mein Horizont auch hier erweitert: Nachdem ich einige solcher Zwiste miterlebt hatte, begann ich zu erahnen, dass die meisten dieser radikalen Paare in Wirklichkeit durch ihre gegenseitigen Grenzüberschreitungen Tiefe und Nähe herzustellen versuchen. Das hat mich nachhaltig berührt. Was ich anfangs für grobe und unzivilisierte Respektlosigkeit hielt, entspringt aus dem Wunsch, seinem Partner wirklich tief in die seelischen Karten schauen zu wollen. Keine (dunklen) Geheimnisse in der Beziehung haben zu wollen. Den anderen wirklich tief kennen und ergründen zu wollen. Langsam begann ich zu verstehen: Solange es für diese Herzensoffenheit miteinander nicht in beiden Partnern ein wirklich großes und umfangreiches „Ja!“ sowie den beidseitigen guten Willen gibt, ehrlich von sich aus alle Karten auf den Tisch legen zu wollen, entsteht für diese Nähe-durstigen Menschen ein entweder-oder in ihren Beziehungen: Entweder ich bleibe respektvoll auf Abstand, erfahre aber nie das wirklich Tiefste, Verborgene, Geheime meines Partners ODER ich erkämpfe mir diese Nähe und die Innenschau meines Liebsten auf Kosten des Respekts, weil ich dafür Barrikadebrecher seiner Grenzen werden muss. Meistens sind es Frauen, die Barrikadebrecherinnen werden, weil sie so sehr nach den Herzen ihrer Männer hungern. Viele hungern wahrscheinlich auch nach deren Lendenfeuer... Es bräuchte also diesen gemeinsamen guten Willen und gesunden Wunsch, alles von sich zu offenbaren, keine Geheimnisse voreinander zu haben, alle inneren Wahrheiten (gerade auch die Unangenehmen, vermeintlich Bedrohlichen, welche die Beziehung oder die Gefühle füreinander infrage stellen) auszusprechen, alle Wünsche und Bedürfnisse offen und vollständig zu bewohnen, alles aus dem eigenen Inneren in den Beziehungsraum zu bringen. So kann jeder auf seiner Seite bleiben und muss dem anderen nicht brutal die Karten aus der Hand reißen, um in ihnen lesen zu können. Dazu ist man jedoch wirklich darauf angewiesen, dass der andere seine Karten aus eigenem Herzenswunsch heraus auf den Tisch legt. Dann bleibt Respekt erhalten und wächst sogar noch, weil man den Mut und die Stärke des Partners gleichzeitig zu seiner Verletzlichkeit erleben kann, was eine unwahrscheinlich schöne Kombination ist: In Mann und Frau. So kann wirkliche nackte Nähe entstehen, weil man dem anderen nichts von sich vorenthält und alles von sich offenbart, ohne dass einer von beiden zum Barrikadebrecher werden muss.

Gesunde Grenzen und das Bewohnen all seiner Wahrheiten in Respekt, während man sich verletzlich macht und zeigt, scheinen mir essentiell wichtige Komponenten einer gesunden und lebendigen Beziehung zu sein. So sehr ich den Wunsch nach wirklicher Herzensintimität inzwischen teile, ich finde auch Respekt in einer Beziehung wirklich wichtig. Insofern wünsche ich mir und anderen umso mehr, dass es zwischen diesen beiden Komponenten kein entweder-oder geben muss. Denn Respekt ist eine wichtige Grundlage für Begehren und Liebe. Welche wiederum zusammenfließen müssen, um wahrliche Verliebtheit entstehen zu lassen.


Des weiteren fällt mir auf, dass es mir als Mann wirklich schwer fällt, gleichzeitig nach Innen zu gehen, mich selber immer mehr und tiefer zu fühlen, Lösungen und Antworten in mir selber und nicht im Außen oder in Handlungen zu suchen und männlich und yangig zu bleiben. Subtil und schleichend bemerkte ich zu Beginn meiner neuen Liebesbeziehung, wie sich eine Dynamik entwickelte, bei der ich so sehr mit meinem Inneren, meinen Prozessen, meinem Gefühlsleben und meinen Mustern beschäftigt war und das auch mit ihr teilte, dass ich als Mann das Empfinden hatte, mit meiner energetischen Präsenz „wegzuklappen“. Das kannte ich so gar nicht von mir. Ich erlebte mich früher stets als führend, präsent, charakterstark und durchsetzungsfähig. Das bin sicher immer noch. Aber durch dieses neue nach-Innen-Gehen wurde ich „yiniger“, wie man in HD so schön sagt. Und wenn meine Geliebte und ich yinig sind, entstehen erstmal keine Impulse. Es braucht viel Selbstverantwortung und Wachheit im Mann, um gleichzeitig nach Innen zu gehen, zu fühlen und Mann und Partner zu bleiben: zu initiieren und zu führen, so dass die Frau sich da hineinlehnen kann. Ansonsten entsteht wohl schnell eine neue Komfortzone, in der beide tiefgehend über das jeweilige Innere sprechen und sich austauschen, aber dabei energetisch miteinander derart verschmelzen, dass die (erotische) Spannung dabei auf der Strecke bleibt. Man braucht eine gewisse energetische Distanz zu einander, damit Spannung aufkommen und bestehen bleiben kann. Man braucht eine gewisse energetische Distanz, damit die Frau sich an den Mann anlehnen kann. Wenn man zu sehr verschmilzt -egal ob in tiefgehendem Gedankenaustausch oder mit Inneren Kindern oder durch Respektlosigkeiten und Grenzüberschreitungen-, geht diese Spannung verloren. Wenn du diese kleine Distanz von „ich und du“ nicht mehr hast, kannst du nicht mehr zu ihr hin gehen und sie zum Tanzen auffordern. Das ist ein Verlust, den ich persönlich nicht zu erdulden bereit bin.


Für mich gibt es neuerdings einen wichtigen Unterschied zwischen „Hotness“, welche ich dem 2. Chakra zuschreibe und Intensität, welche ich dem Zusammenfließen vom 2. und 4. Chakra zuordne. Ich habe in mir entdeckt, dass ich früher ein Meister der selbst-kontrollierten „Hotness“ war. Ich konnte sie erzeugen, ich konnte sie in einer Frau erwecken, ich konnte sie in sehr sicherem Maße bewohnen und damit spielen. Aber ich habe mich ihr nie in meiner eigenen animalischen Hemmungslosigkeit hingegeben und ergeben. Ich habe es nie gewagt, mich darin zu verlieren, mich an meiner eigenen sexuellen Bedürftigkeit und Dringlichkeit zu verbrennen und zu wagen, das einer Frau verletzlich und nackt zu bringen. Ich bemerkte darin geradezu einen Kontrollzwang in mir, „die Sache“ immer wie ein anständiger, erwachsener Mann im Griff zu behalten. Kein guter Liebhaber sollte schließlich einfach die Kontrolle verlieren. Oder? Wohl doch! Sich wahrlich hinzugeben, bedeutet, die Kontrolle aufzugeben. Es zu wagen, die Geliebte mit Haut und Haaren hemmungslos zu wollen. Sie besitzen zu wollen. Vereinnahmen. Durchdringen. Erfüllen. Ich hatte solche Angst davor, dabei mein Gesicht zu verlieren. Angst, dass Zärtlichkeit, Einfühlungsvermögen, kunstvolle Verführung und möglicherweise sogar mein Respekt darunter leiden, wenn ich sie einfach hemmungslos will. Der Geliebten DAS verletzlich zu bringen und vielleicht sogar, ohne es letztendlich umzusetzen; es ihr zu bringen, einfach nur, um ihr zu offenbaren, wie du fühlst, ist wahrlich schwer! Für mich war es das jedenfalls. Ich hätte weder erwartet, dass sie mich als Antwort darauf so tief in ihr Herz lässt, mir so verletzlich zeigt, wie sehr sie sich danach gesehnt hat, sich mir so umfassend schenkt, sich mir in ihrer Lust und Liebe so offenbart [...], noch hätte ich es erwartet, wie ich innerlich darauf reagierte: Ich fühlte so tiefe Wertlosigkeit und Versagensangst als Mann, dass mich das für einige Zeit völlig von den Füßen und aus dem Kontakt mit ihr riss. All diese Zusammenhänge mit meiner Mutter und meinem männlichen Selbstverständnis waren enorm wichtig für diesen Prozess, ganz gewiss. Aber was sich mir hier offenbarte, geht noch weit tiefer: Ich entdeckte einen Unwert in mir dem Göttlichen Schöpferwesen gegenüber. Dem YangAspekt des Göttlichen Wesens, wie es in HD heißt. Wenn ich „Hotness“ durch Bedeutung und Verletzlichkeit mit „Heiligkeit“ zusammenbringe; wenn ich ungezügelte Lust in den Bedeutungskontext von Liebe bringe; wenn ich meine Geliebte umfassend mit allen Sinnen, Herz und Seele erfülle und zur Erfüllung ihrer erotischen Träume und Gebete werde, dann fühle ich mich plötzlich wie in Konkurrenz mit dem YangSchöpfer. Mit dem ultimativen Vater. Dem ultimativen Liebhaber. Dem Ultimativen. Ein Sohn muss irgendwann seinem Vater über den Kopf wachsen, um ein Mann zu werden, hieß es in meiner Kindheit. Was muss der spirituelle Kindaspekt eines erwachsenen Mannes tun (oder heilen, vielmehr), um SELBER als MANN wie Schöpfer zu werden, während er mit seiner Frau schläft?


Das Magische und absolut Wundervolle ist: Je mehr ich meiner Geliebten mein Herz öffne und ihr mein Begehren verletzlich und ohne Performance und Kontrolle bringe, desto mehr scheint sie meinen Körper zu wollen und sich nach mir zu verzehren. Und wenn ich ganz ehrlich mit mir selber bin, dann ist es das, was ich immer wollte. Heimlich. Unterhalb meiner modernen, feministischen Rolle als beherrschter, rücksichtsvoller Liebhaber. Es scheint ein so wichtiger Schlüssel zwischen Mann und Frau zu sein, dass mann frau sein sexuelles Verlangen verbindlich und im Kontext von ultimativ-nicht-beliebiger Bedeutung bringt, damit sie sich mit ihrem erotischen Verlangen sicher genug fühlen kann, ihrerseits hemmungslos zu begehren: Wenn der Mann Raum für Liebe, Bedeutung und die emotionale Verbindung sowie für seine eigenen Emotionen hält, kann die Frau sich wirklich fallenlassen und in ihn hinein entspannen. Dann kann sie es sich erlauben, ihn auch und primär rein physisch zu wollen, weil sie nicht mehr den emotionalen Beziehungsraum halten muss, wenn er es tut. Ich weiß nicht, wie es anderen Männern geht, aber ich finde das unbeschreiblich anziehend, sexy, verlockend und betörend unwiderstehlich!




Anonym, Juni 2017

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