top of page

Die Verzerrung des Göttlich Femininen in matriachalen Kulturen

Das Heilig Feminine

(in Männern UND Frauen)


Warum die Rückkehr zum Matriarchat keine Lösung ist


Viele Menschen/Frauen assoziieren „heilig Weibliches“ mit GöttinnenKulten, weiblicher Ermächtigung durch Magie, der inneren Rückkehr zum Matriarchat, dem Zusammenschluss von kraftvollen Amazonen, die ihre natürliche Wildheit neu entfachen oder mit dem Zelebrieren von (ritueller) Sexualität in einem vermeintlich sakralen Kontext, der aber eher auf energetischer/chakraler Intensität und auf den GöttInnen/PriesterInnenSelbstBildern der Beteiligten beruht als auf persönlich-liebender, herz-offener, verletzlicher und ehrlicher Interaktion zwischen zwei Menschen.

Diese Formen von Weiblichkeit sind Sehnsüchte unserer strategischen SchattenArchetypen, die sich -u.a. auch durch jahrtausendelanges Leiden und Demütigung im Patriachat- nie wieder verletzlich fühlen oder gar zeigen wollen. Sie wollen sich stolz und erhaben fühlen. Mächtig und schön. Glitzernd und magisch. Prachtvoll und Göttinnen-gleich. Wild und frei. Unabhängig und mit der Quelle verbunden. Sexuell und erotisch anbetungswürdig, stark und unbändig. Wenn du da genauer hineinfühlst, wirst du erkennen, dass, obwohl jeder dieser Wünsche im Kern eine essenzhafte Schönheit und Verständlichkeit trägt, er sich in den oben genannten Fällen verzerrt und auf Verwundungen und SchutzStrategien beruhend zeigt.


So leidvoll das Patriarchat speziell für Frauen auch sein mag, auch die SchattenSeiten der Matriarchate sind von falschem Stolz und von Macht, die nicht auf persönlich-bezogener Liebe fußt, geprägt. Auch in FrauenGesellschaften, speziell denen, die Spiritualität verkörpern und sie dann ggf. noch mit Sexualität vermischen, ging es um Unberührbarkeit und Härte. Im Dienste der Göttin. Im Dienste des Clans. Individualität und menschliche Wünsche mussten unterdrückt werden. Verletzlichkeit und Zartheit hatten keinen Raum. Sich zu verlieben aufgrund von persönlicher, herzbasierter Anziehung, war undenkbar und wurde mitunter schmerzhaft verpönt und beschämt. Sexualität fand im Rahmen von FruchtbarkeitsRiten statt. Im Namen der Göttin. Im Sinne des Clans. Um erhabene, machtvolle Nachkommen zu zeugen, deren Bestimmung schon vor ihrer Geburt festgelegt war und in die sie hineinerzogen wurden. Kein Raum für einzigartige Entfaltung. Kein Raum für verletzliche Wesenhaftigkeit. Es ging um Funktionalität, Macht und spirituelle und/oder kriegerische und/oder politische Größe im Namen der Großen Mutter. Diese Große Mutter wurde mit Härte, Strenge und Unnahbarkeit assoziiert. Ihr wurden Großartigkeit, Allmacht und Unbarmherzigkeit zugeschrieben. Sie benutzte Menschen wie Marionetten und Schachfiguren. So nahm man an.

Wieso? Weil wir alle unsere Mütter als WeiblichkeitsSchablone in uns tragen. Und nicht eben selten projizieren spirituelle Frauen ihre eigene Mutter dann auf das Göttliche. Auf die Große Mutter, in matriarchalen Kulturen. Und als die Männer der damaligen Zeit diese ungesunde und verzerrte Übermacht der Großen Mutter und der Frauen (verständlicher Weise!) nicht mehr ertragen haben, installierten sie den allmächtigen vater im himmel, auf den wir seither unsere Väter projizieren. Egal, wie sehr wir uns mental darüber bewusst sind, dass wir nicht so sein wollen, wie unsere Mutter, wir tragen diese Schablone so lange in uns und sind in ihr gefangen, bis wir sie emotional geheilt haben; dies ist nicht mittels bloßer Erkenntnis und darauffolgender Einstellungs- und VerhaltensÄnderung lösbar!


Der Preis, den Frauen in ihrem inneren HeiligFemininen Zentrum in Matriarchat und Patriarchat zahlen, ist enorm hoch: Er bedeutet einerseits eine Überlagerung der puren Verletzlichkeit und innewohnenden Zartheit durch Strategien aus Wille, Kontrolle und Macht. Um mittels Wille, Kontrolle und Macht zu (inter)agieren, müssen Frauen meist sowohl kompensatorisches Yang entwickeln, um sich „hart“ zu machen, als auch ihr natürliches Yin verzerren, so dass es ihnen fortan als UnsichtbarkeitsVersteck und NebelWand dient, in dem frau überhaupt nicht als Person, Individuum oder gar mit ihrer NaturalSexyness und Feminität vorkommt.

Andererseits ist dieser Preis ein schmerzlicher Split zwischen Aspekten von uns, die natürlicherweise ineinanderfließen, aber durch Wille und Kontrolle abgetötet und/oder voneinander getrennt gehalten und/oder strategisch instrumentalisiert werden. Diese Abspaltungen, Aufspaltungen und Instrumentalisierungen berauben Frauen mitunter vollständig ihrer natürlichen, verletzlichen Tiefe und Berührbarkeit: Jener zarten, kraftvollen Tiefe aus Herz-basierter, verletzlich transagierter Bedeutung und Liebe, die ultimativ in uns mit unserer 2.-Chakra-basierten, verletzlich transagierten Begeisterung, Leidenschaft, Wildheit und Lust vermählt ist und stets ganz natürlich im Kontext unserer göttlichen Heiligkeit steht, in der wir unsere Verbundenheit mit der Quelle als innere Freiheit, Stille, Unendlichkeit und Frieden fühlen; jenes konzeptlose, vom mind und Willen unkontrollierte Sein in unserer essenzhaftesten, nacktesten Version.

Wenn also eine Rückkehr zu gynozentrischen Werten nicht die Lösung ist, um unser HeiligFeminines zu finden, wiederzubeleben und zu verkörpern, in was für einer Form könnte es dann geschehen? Was braucht es in jeder einzelnen von uns an Bewusstwerdung, Dekonstruktion von SchattenStrategien und Heilung von emotionalen Wunden, so dass sich unser essenzhaft Feminines schließlich irgendwann verletzlich und kraftvoll, frei und verbindlich, liebend und leidenschaftlich, zart und natürlich im Außen in der Welt zeigen kann?




Iona von der Werth, März 2017

bottom of page