"Durst! ... Durst....! Wasser!!!", ächzten die Bäume im Wald
in der wochenlangen TrockenZeit des Frühlings 2020.
Die jungen Eichen ließen die Zweige hängen,
Blätter rollten sich ein und baumelten schlapp von den zarten Ästchen,
erschöpft, durstig und schwach rangen sie still und duldsam ums Überleben
und waren doch schon zumeist an der Grenze zum Sterben.
Ihr staubtrockener MutterBoden war nicht in der Lage, sie zu versorgen. Sie brachten energetisch zum Ausdruck, was sie brauchten,
aber sie beschwerten sich nicht.
Ihr Leiden und beginnendes Sterben ging mit keinem Widerstand und Protest einher.
Es war Durst, es war Schwäche, es war Sterben. Es war, was es war, ohne Vorwurf und Drama.
Dann, endlich: Regen nach der Dürre...
Endlich fallen sie; die dringend benötigten, dicken, schweren WasserTropfen
Freude und Hoffnung durchtränkt die Luft
Mühselig und doch eifrig bestrebt saugt der StaubBoden die fetten Tropfen auf
gerade so, als wäre er aus der Übung gekommen, Flüssigkeit aufzunehmen
Wasser, heiß-ersehntes Wasser sickert letztendlich durch den MutterBoden
in die feinen WurzelSpitzen aller pflanzlichen WaldBewohner
Die Luft duftet nach Nässe und Leben; vielversprechend, gerade noch in letzter Minute
Die meisten Bäume erholen sich, einige sterben...
es dauert Wochen, bis alle Ästchen und Zweige wieder aufrecht stehen
und die jungen Blätter endlich stark, saftig und genährt aussehen
Kein einziger Baum deutet die Dürre so, dass sie ihm/ihr persönlich galt
Kein Baum interpretiert, dass die Trockenheit eine Strafe war;
eine Zurückweisung der Natur; eine Ungerechtigkeit der Schöpfung
Kein Baum macht eine Geschichte aus der Dürre, die davon handelt,
dass er/sie etwas nicht bekommen hat, was ihm eigentlich zustand
Kein Baum ist beleidigt und weigert sich aus Rache heraus,
das Wasser anzunehmen, wenn es dann endlich auf ihn hinunter regnet
Kein Baum verweigert sich der Nässe, wenn sie ihn beschenkt, sondern nimmt sie hingebungsvoll und in vollem und würdevollem Eingeständnis seiner Bedürftigkeit auf
Kein Baum stirbt extra, um zu beweisen, wie grausam das Leben zu ihm war
und dass das so wirklich nicht geht
Kein Baum versucht durch Verweigerung oder Sterben
der Natur irgendeine Rache- oder ProtestBotschaft zukommen zu lassen
Bäume haben es da leichter als Menschen: Sie bestehen aus sehr viel weniger SelbstReflektivitätsVermögen
und fühlen dementsprechend keinen SelbstUnwert, der sie dazu bringen können,
aus dem, was IST, irgendetwas zu machen, was es in Wahrheit NICHT ist
Uns selbstreflektiven Wesen fällt es so immens schwer,
von unseren DeutungsGeschichten abzulassen
und Liebe, Fülle, Gutheit und Freude verletzlich und hingebungsvoll reinzulassen,
wenn sie uns nach Zeiten der Kargheit, Verletztheit, Einsamkeit, Ungerechtigkeit, Verwirrung begegnen
Stattdessen verweigern wir uns und machen dicht;
halten an Macht und Kontrolle fest,
erfinden Rechtfertigungen und vermeintlich gute Gründe für unsere Verschlossenheit; rächen uns, enthalten uns vor;
behaupten, wir müssten uns schützen und abgrenzen, damit uns nie wieder wehgetan wird.
Kein Baum sagt zum Wasser: Ich kann dich jetzt unmöglich einfach trinken,
ich muss dichtmachen, um mich davor zu schützen, wenn es das nächste Mal lange trocken ist.
Wie können wir selbstreflektiv sein, unsere Ängste und unseren Unwert fühlen UND gleichzeitig leben und sein wie die mutigen Bäume, die sich stets allem öffnen, was IST?
Durst, Mangel, Sterben... Wasser, Fülle, Leben, Liebe?
Iona von der Werth April 2020
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